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    freiLand Potsdam

    Ein „Kommentar" zur PNN und der AfD

    Ein „Kommentar" zur PNN und der AfD


    Am 10.09. 2019 hat die PNN einen relativ sachlichen Artikel darüber geschrieben, dass das freiLand im Verfassungsschutzbericht 2018 mit der Veranstaltung „rand.gestalten/Sternfabrik" auftaucht.

    Wir haben der PNN auf Nachfrage im Vorfeld eine Stellungnahme geschickt, die auch zum Teil in dem Artikel zitiert wird. Was der Lokale Chef-Redakteur der PNN, Matthias Matern, am gleichen Tag in seinem Kommentar zu dem Thema macht, nämlich „links" mit „rechts" gleichzusetzen, spricht allerdings Bände. Denn der Stellungnahme des freiLand zu unterstellen, man möchte hier nur etwas „weismachen" und hier wären eigentlich „linksextreme Karatekommandos" am Start, wirkt eher wie Clickbait-Journalismus [1] à la Bild. Aber auch die im Hauptartikel zitierten Beschreibungen von Kampfsport-Workshops, welche als Belege für die Mutmaßungen des VS herangezogen werden, könnten ähnlich bei jedem Gym oder Fitness-Studio, die Kampfsport anbieten, so gefunden werden – zumindest wenn sich die PNN die Mühe gemacht hätte einmal mit jemanden zu sprechen, der/die sich mit dem Thema auskennt.

    Fischt die PNN also schön in der gut vernetzten Social-Media-Blase der AfD-Follower? Wer sich kurz die Mühe macht, zu recherchieren, von wem der Hauptartikel am meisten geteilt wurde, wird bei der Bundes-AfD über die bekannten lokalen AfD-Politiker bis hin zu strammen Nazi-Gruppierungen fündig. Man kann daher vermuten, dass sich Nazis diesen Artikel und den Kommentar des öfteren in ihren Netzwerken hin- und hergeteilt und damit der PNN zu einem guten „Clickbait" Ergebnis verholfen haben.

    Der Umstand, dass die Printverkäufe von Zeitungen zurückgehen [2] und man daher möglichst viele Klicks auf die eigene Seite ziehen muss, senkt also offenbar die Hemmschwelle.
    Hier hat jetzt einmal die PNN die Frage beantwortet, „ob" die Medien an dem Aufstieg und der Verbreitung von AfD-Politiker*innen und ihren Positionen beteiligt sind und ganz lehrbuchhaft gezeigt "wie" das abläuft.

    Und um das im Vorhinein auszuräumen: Wir unterstellen der PNN hiermit nicht, dass sie unternehmerisches oder journalistisches Interesse am Aufstieg der AfD hätte, wahrscheinlich ist eher das Gegenteil der Fall. Aber wir behaupten, dass u.a. im Spannungsfeld von ökonomischen Interessen durch Online-Werbeeinnahmen die journalistische Ethik auf der Strecke bleibt bzw. solche Kollateralschäden, wie das Verstärken von AfD-Positionen, billigend in Kauf genommen werden.

    Sascha Lobo hat in seiner Spiegel Online Kolumne [3] zur Verantwortung des Journalismus gegenüber den neuen rechten, nationalistischen Bewegungen unter anderem den wichtigen Aspekt erläutert, dass sich von Seiten des Journalismus immer wieder eines „False Balance" bedient wird. Er spricht z.B. davon, dass es "zwischen ‚Leute ertrinken lassen‘ und ‚Leute nicht ertrinken lassen‘ keine ausgewogene, vernünftige Haltung" geben kann. Im Bezug auf den Kommentar von Matthias Matern kann man diese Überlegung ebenfalls gut anwenden und fragen, ob es eine vernünftige und ausgewogene Haltung zu „rechtsextremen Wehrsportgruppen" und einer Selbstverteidigungs- und Kampfsportveranstaltungen, welche den Anspruch hat in einem diskriminierungsfreien antirassistischen, sprich antifaschistischen Rahmen stattzufinden, geben kann. Aus unserer Sicht kann bzw. sollte es das nicht. Oder wer es noch genauer braucht, schaut sich die Statistik der durch Nazis verübten tätlichen Übergriffe [4] oder die aktuell aufgedeckten Neonazi-Netzwerke an. Denn Nazis trainieren nämlich wirklich nachweislich dafür z.B. andersdenkende, „nicht-deutsche" Menschen zu jagen und ggf. auch zu töten.

    Wir wurden in den letzten Tagen von vielen Leuten gebeten, eine Stellungnahme zu den Vorwürfen des VS zu veröffentlichen, damit nicht der Presse und der AfD die komplette Deutungshoheit überlassen wird. Das werden wir sicherlich bald liefern. Gerade hat sich die Landeshauptstadt Potsdam auch solch ein Papier von uns gewünscht. Aber bis dahin werden wir auch weiterhin nicht über irgendwelche Stöckchen springen, welche uns AfD und Co. Hinhalten.



    Danke für Eure Aufmerksamkeit – das freiLand-Plenum



    Ps: Wir wollten den Text oben einfach nur mal gesagt haben. Für freundliche Nachfragen und gerne auch kritische Rückmeldungen sind wir aber immer offen. Unsere Kontaktdaten findet ihr hier auf der Webseite.



    [1] Wem „Clickbaiting" noch nichts sagt, hier wird es kurz erklärt: https://de.wikipedia.org/wiki/Clickbaiting

    [2] http://www.statistiker-blog.de/archives/auflagen-zeitungen/5560.html

    [3] https://www.spiegel.de/netzwelt/web/verantwortung-des-journalismus-schluss-mit-business-as-usual-a-1248317.html

    [4] Rechtsextreme begehen im ersten Halbjahr 2019 mehr als 8.600 Straftaten (https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2019/08/13/rechtsextreme-begehen-im-ersten-halbjahr-2019-mehr-als-8600-straftaten_28875)