Auf dem großen Brachgelände vis-a-vis dem freiLand entsteht ein sogennantes creative villiage.
Wir beobachten aufmerksam die Entwicklungen und teilen die Sorgen und Kritik, die wir von verschiedenen Seiten wahrnehmen.
In der vergangenen Woche erschienen Recherchen, die belegen, dass der Investor mutmaßlich in Geschäfte mit russischem Erdöl trotz der wichtigen Sanktionen als Reaktion auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine in Zusammenhang steht.
https://potsdam-stadtfueralle.de/2023/08/01/wie-profite-aus-dem-geschaeft-mit-russischen-erdoelprodukten-in-potsdam-angelegt-werden/

Nachdem nun endlich auch die beiden regionalen Zeitungen MAZ und PNN auf unsere Recherchen reagiert haben, wollen auch wir noch einmal ein paar Fakten ergänzen und klarstellen.

Dies um so mehr, weil wir die Reaktionen aus der Stadtpolitik und den Lokalmedien für mehr als problematisch halten.
„Die Baugenehmigung ist rechtmäßig , so dass keine Veranlassung besteht, sie zurückzunehmen", teilt Stadtsprecher Markus Klier auf MAZ-Anfrage mit. Weiterhin betrachte die Landeshauptstadt Potsdam „die Entwicklung der RAW-Halle zu einem Creative Village weiterhin als einen bedeutsamen und zielführenden Beitrag zur Stärkung der Kernkompetenz Potsdams als IT- und Medienstandort". – heißt es in der MAZ

Noch viel schlimmer ist die leider sattsam bekannte Berichterstattung aus in der PNN
Hier wird wieder einmal ausschließlich die Perspektive des Investors wieder gegeben und ohne jede kritische Nachfrage alles geglaubt, was Herr Zeligman über seinen Geschäftsführer verlautbaren lässt: „Auf PNN-Anfrage erklärte Investorenvertreter Mirco Nauheimer nun, Concept Oil sei nicht mehr aktiv. „Michael Zeligman verliert dadurch viel Geld – macht dies aber bewusst." Mit der Gründung der ebenfalls als Ölhändler in dem Blogbeitrag genannten Firma Paramount habe er nichts zu tun."

Das entspricht nach unseren Recherchen nicht der Wahrheit. Mindestens bis Ende des Jahres 2022 – also mitten im russischen Angriffskrieg – lässt sich problemlos nachweisen, dass die Concept Oil Services Ltd. mitten drin war in den Geschäften mit russischem Erdöl.
Dazu ergänzen wir hier zwei weitere Quellen.
Das große internationale Börsen – und Finanzmagazin Bloomberg schreibt am 21. März 2023:

„Sechs wenig bekannte Unternehmen traten im Dezember als neue Könige des russischen Öls hervor und wickelten gemeinsam genug Exporte des Landes ab, um sie in die Liga der größten Rohstoffhändler der Welt zu katapultieren.
Die Frage, wer den russischen Ölfluss verwaltet, nachdem große internationale Händler ihre Beziehungen zu Moskau abgebrochen haben, ist eines der größten Rätsel des Ölmarktes. Nun zeigen die von Bloomberg eingesehenen russischen Zolldaten für die letzten vier Wochen des Jahres 2022, dass die sechs Unternehmen mit Sitz in Hongkong und Dubai insgesamt etwa 1,4 Millionen Barrel russisches Rohöl pro Tag umgeschlagen haben."
Also beweisen Zolldaten, dass Concept Oil Services Ltd. im Dezember 2022 einer der größten Erdölhändler mit russischem Erdöl war.

Weiter heißt es im besagten Artikel: „Einige von ihnen waren vor dem Krieg etablierte Händler, wie Concept Oil Services Ltd., ein Hongkonger Unternehmen, das 2003 vom lettischen Staatsbürger Michael Zeligmans gegründet wurde, um Öl in Europa, Russland und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion zu handeln, so ein Gerichtsverfahren im Vereinigten Königreich 2013. Im Berichtszeitraum wurden täglich etwas mehr als 152.000 Barrel russisches Öl umgeschlagen."

Noch deutlicher sind die Daten auf dieser Seite, welche offizielle Frachten und ihre Ladungen veröffentlicht – hier bis November 2022 natürlich auch Erdöl über die Concept Oil Services Ltd.
https://www.importgenius.com/russia/buyers/concept-oil-services-limited

Das alles bedeutet, wir haben es hier weder mit „Vorwürfen", „anonymen Quellen", noch mit „alten Behauptungen" zu tun – wie es die PNN interpretiert.
Wir veröffentlichen Fakten, welche bereits vielfach von überregionalen Medien herausgebracht und analysiert worden sind.
Es bleibt der klare Fakt: In Potsdam werden Gewinne aus dem Geschäft mit russischem Erdöl investiert und dies ganz eindeutig aus der Zeit des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine – den die Stadt Potsdam mit dieser Haltung quasi unterstützt. Ein krasses Zeichen.

Nun ist sie also da, die Baugenehmigung für das große IT Centrum, das künftig auf dem Gelände des ehemaligen RAW–Geländes mitten in Potsdam entstehen soll.
Mitten im laufenden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine investiert hier also ein lettischer Millionär – Michael Zeligman – rund 100 Mio. €.
Bereits im Jahr 2020 hatten wir nach umfangreichen Recherchen darauf verwiesen, dass die Gründung und Geschäfte der in Hongkong ansässigen Concept Oil Services Ltd. mehr als undurchsichtig sind. „Das vielleicht mysteriöseste Unternehmen" nennen es auch russische und britische Medien – mit Verbindungen zu Rosneft und zum russischen Energieministerium.
Hier noch einmal der Link zu dieser Recherche: https://potsdam-stadtfueralle.de/wp-content/uploads/2020/12/Zeligman.pdf

Nach Beginn des russischen Angriffskriegs hatten wir öffentlich darauf verwiesen, wie paradox es ist, einerseits Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine zu üben und gleichzeitig tatenlos zu zu sehen, wie hier in der Stadt die Gewinne aus Geschäften mit russischem Erdöl investiert werden.
Die Reaktionen:
Mirko Nauheimer, Geschäftsführer der RAW Potsdam GmbH formulierte in der PNN vom 5. März 2022: „Mit großem Entsetzen und tiefer Trauer nimmt Herr Zeligman Anteil am Geschehen in der Ukraine", teilte Nauheimer am Donnerstag auf PNN-Anfrage mit. Und weiter: „Den Angriffskrieg, den Russland gegen die Ukraine führt, verurteilen wir und wünschen einen sofortigen Stopp der Kriegshandlungen." Und: „Zu den Geschäften des Unternehmens Concept Oil erklärte Nauheimer: „Die erlassenen Sanktionen gegen Russland studieren wir genau und ziehen daraus, wie alle ausländischen Unternehmen, die mit Russland Handel getrieben haben oder dort Fabriken besitzen, unsere Schlussfolgerungen, um auch weiterhin gesetzeskonform zu handeln."
Und die Stadt Potsdam hob wie immer die Arme und betonte, „Die Kontrolle von internationalen Mittelherkünften und Geldflüssen liege ferner nicht im Kompetenz- und Verantwortungsbereich der Stadt."

Nun, das haben wir also wieder einmal für die Stadt getan.

Es ist auch kein Teufelswerk, einfach mal zu recherchieren, welche Rolle Michael Zeligman und die Concept Oil Services Ltd. heute im Erdölgeschäft für Russland spielen.
Zuerst hat das Wallstreet Journal am 28.Mai 2022 dazu recherchiert und veröffentlicht.

Das Magazin geht davon aus, dass Russland Händler braucht, die täglich bis zu 3,6 Mio. Barrel Öl verkaufen. Dies geht nur über „eine Gruppe von unauffälligen Rohstoffhändlern", weil ja die großen russischen Energieunternehmen wie Rosneft schnell von Sanktionen belegt waren und keine offiziellen Geschäfte mit der EU mehr machen abschließen durften.
Laut Wallstreet Journal war dies die Chance für „wenig bekannte Händler wie Paramount Energy & Commodities SA und Coral Energy Pte. Ltd.". Diese nutzen ihre langwierigen Geschäftsbeziehungen zu kleineren Händlern mit russischen Erdölprodukten. Und siehe da, einer der wichtigsten Zulieferer ist kein anderer als die Concept Oil Services Ltd.
In dem Bericht heißt es dazu: „Ein Lieferant von Paramount ist Concept Oil Services Ltd., ein in Hongkong ansässiges Unternehmen, das vom in Monaco ansässigen Michael Zeligman gegründet wurde, so eine mit der Geschäftstätigkeit des Unternehmens vertraute Person und ein Anwalt, der Concept vertritt. Concept kauft Öl von russischen Produzenten, darunter einer Tochtergesellschaft des staatlichen Gazprom PJSC, und verkauft es an Paramount."
Vom Unternehmen Paramount in Genf wiederum ist es nicht weit zur Tenergy Trading SA, ein Unternehmen, das ein niederländischer Unternehmer – Niels Troost gemeinsam mit dem Schweizer Energiehändler Michel Tuor gegründet hat. Tenergy hat Ölprodukte mit International Petroleum Products gehandelt, einem Unternehmen im Besitz des russischen Oligarchen Gennadi Timtschenko, einem langjährigen Verbündeten von Präsident Wladimir Putin, sagte eine mit Herrn vertraute Person. Herr Timtschenko wurde 2014 von den USA mit Sanktionen belegt, nachdem Moskau die Krim annektiert hatte.
Und in einem anderen Bericht wird er Zusammenhang noch deutlicher: „Herr Zeligman gründete Tenergy Trading SA gemeinsam mit dem Schweizer Energiehändler Michel Tuor in Genf."

Die Schlussfolgerungen in diversen Wirtschaftsmedien ist eindeutig:
„Nach Angaben der Internationalen Energieagentur machten Öl- und Gasverkäufe im vergangenen Jahr 45 % des russischen Bundeshaushalts aus. Hohe Energiepreise, auch bedingt durch den Krieg, füllen die Kassen des Kremls. „Putin könnte aufgrund dieses Geldflusses sehr lange weitermachen, und das wird er auch", sagte Bill Browder."

Das Portal https://www.publiceye.ch/de/ aus der Schweiz setzt sich nach eigenen Angaben seit Jahren dafür ein: „Hinschauen statt wegschauen! Public Eye wird dort aktiv, wo Wirtschaft und Politik Menschenrechte in Gefahr bringen. Mit mutigen Recherchen, scharfen Analysen und starken Kampagnen setzen wir uns gemeinsam mit 28‘000 Mitgliedern für eine Schweiz ein, die weltweit verantwortungsvoll handelt."

Deshalb haben sie auch bei Geschäften von in der Schweiz ansässigen Unternehmen mit russischem Erdöl genauer hingeschaut.
Da wird die Rolle der Concept Oil Services Ltd. von Michael Zeligman noch viel klarer.
In ihrer umfangreichen Recherche zeigen sie genau auf, wie ein undurchsichtiges Geflecht an Firmen aus Russland, der Schweiz und weltweit weiter gute Geschäfte mit Erdölprodukten macht. Mitten drin – auch heute noch – die schon genannte Paramount Energy & Commodities. Sie wickelt ihre Geschäfte und den Transport von Erdöl vor allem über den Hafen von Kozmino ab – der Hafen, über den auch die Geschäfte der Concept Oil Services Ltd. laufen. „Insgesamt hat Paramount seit der russischen Invasion in Kozmino 99 Tanker mit Rohöl geladen; das sind mehr als 9,9 Millionen Tonnen oder schwindelerregende 72 Millionen Barrel.", heißt es in der Recherche.

In einer weiteren Recherche, die hier nachzulesen ist, wird noch viel tiefer auf die Rolle der Concept Oil Services Ltd. eingegangen.
Da heißt es zuerst: „Wir porträtierten ein Unternehmen mit ausgezeichneten Verbindungen in Russland, aufgrund seiner früheren Beziehungen zu dem Oligarchen Gennadi Timtschenko, dem Gründer von Gunvor und engen Vertrauten Putins, der lange Zeit der Liebling der Genfer Trading-Szene war. Paramount scheint auch von Transneft – dem russischen Staatsriesen, dem alle Pipelines in Russland gehören und der den Ölterminal Kozmino kontrolliert – eine Vorzugsbehandlung zu erhalten."
In der Recherche werden detailliert und genau belegt die Geschäfte mit russischen Erdöl mitten im Angriffskrieg auf die Ukraine dargestellt. Klar wird, ohne Genehmigungen, Kontakten und Beziehungen zu den russischen Behörden und Energiekonzernen geht gar nichts.
Und auch da mittendrin: Die Concept Oil Services Ltd. von Michael Zeligman. In dem Artikel heißt es dazu:
„Unseren Recherchen zufolge handelt Paramount allerdings nicht immer direkt mit kleinen Produzenten. In der ersten Hälfte des Jahres 2021 erhielt der Händler mindestens 19 Schiffsladungen mit Rohöl und Erdölprodukten vom russischen Staatsunternehmen Gazprom Neft. Das geht aus Zolldaten hervor, die wir einsehen konnten. Im August 2020 berichtete die Fachagentur Argus dass sie auch mit Concept Oil Services, einer Firma in Hongkong, die ebenfalls im Hafen von Kozmino tätig ist, in Beziehungen steht. Dieser «Zwischenhändler kauft kleine Mengen auf, um Tanker zu füllen, und verkauft sie dann an seinen Partner Paramount Energy. Der Löwenanteil der Mengen von Concept Oil Services wird bei der Irkutsk Oil Company (INK), RNG, Gazprom Neft und Yargeo, einem Joint Venture zwischen Novatek und dem Fonds Energia des ehemaligen russischen Energieministers Igor Yusufow, bezogen», heisst es in der Studie. Einer der Aktionäre von Novatek ist der Oligarch Gennadi Timtschenko."

In der Folge kommt die Rechercheplattform Public Eye zu einer ähnlichen Erkenntnis wie wir:
„Der schnelle Aufstieg von Concept Oil Services ist niemandem entgangen. Laut einem von Forbes erstelltem Ranking, stieg dieses Unternehmen 2020 mit einem Volumen von 6,5 Millionen Tonnen (knapp 47,7 Millionen Barrel) hinter Giganten wie China National Petroleum Corporation (CNPC), Litasco und Total auf Platz 11 der weltweit grössten Käufer von russischem Rohöl auf. In Genf berichtet ein Mitarbeiter eines grossen Handelshauses, dass ihm der Direktor von Concept Oil Services vor ein paar Jahren einen Öldeal angeboten habe. Als es jedoch darum ging, einen KYC-Fragebogen (Know Your Customer; «Kenne deinen Kunden», ein Bankverfahren zur Überprüfung der Identität von Kunden) auszufüllen, weigerte sich der lettische Staatsbürger, der sich selber als Hauptaktionär bezeichnet, die Namen aller wirtschaftlich Berechtigten, also der eigentlichen Eigentümer des Unternehmens, zu nennen. «Damals kamen wir zum Schluss, dass Concept Oil Services von der Führung des staatlichen Pipeline-Riesen Transneft kontrolliert wurde», fügt er hinzu."

Die Schlussfolgerungen aus diesen Recherchen und Analysen sind schwerwiegend.
Ganz offensichtlich gibt es vielfältige Informationen, dass die Geschäfte der Concept Oil Services Ltd. von Michael Zeligman auch während des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine glänzend laufen. Das Unternehmen leistet nach Aussagen von Medien und der Rechercheplattform Public Eye einen erheblichen Beitrag dazu, dass Russland weiter sein Erdöl auf den Weltmärkten verkaufen kann – und damit seinen Krieg finanzieren.
Nein – wir behaupten hier nicht, dass Michael Zeligman gegen Sanktionen verstößt.
Aber wir stellen die ernsthafte Frage, ob die Stadt Potsdam wirklich zulassen will, die die Profite aus solchen Geschäften hier angelegt werden.
Alle Solidaritätsbekundungen mit den Menschen aus der Ukraine sind dann pure Heuchelei.

Dies ist nur die Spitze des Eisberges.
Wir haben mit unseren – einfachen – Mitteln recht schnell herausbekommen können, was die Geschäfte der Concept Oil Services Ltd. von Michael Zeligman mit der russischen Erdölwirtschaft auch heute noch zu tun haben. Vielleicht finden sich ja mal investigative Journalistinnen in der Stadt oder gar engagierte Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung, die tiefer schürfen.

Stoppt das IT Centrum auf dem dem RAW Gelände!